Entstehungsgeschichte des Trägervereins „ RHEINKASTELL “
Die Infanterie-Bunker entlang des Rheines tragen Flur- oder Fabelnamen. Davon abweichend hat ein Bunker im Schaarenwald die Bezeichnung „Brückenkopf“. Für den Hobby-Historiker Reto Caprez aus Neuhausen war dies 1983 Auslöser Geschichte und Geschehnisse an diesem Ort vertieft zu erforschen. Die Literatur gab wenig Aufschluss. Immerhin konnte er in der Stadtbibliothek Schaffhausen im 10. Neujahrsblatt des historisch-antiquarischen Vereins wertvolle Hinweise finden. Das Heft, verfasst von Dr. Robert Lang, ist dem Thema „Der Kanton Schaffhausen im Kriegsjahr 1799“ gewidmet. Eine Erkenntnis war, dass es sich beim „Brückenkopf“ um eine „versunkene“ Anlage der kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen französischen und österreichischen Truppen zu Beginn des 2. Koalitionskrieges handeln musste. Reto Caprez weitete deshalb 1987 seine Abklärungen auf das Österreichischen Kriegsarchiv in Wien aus. Zu seiner Überraschung konnten in den Akten der Armee von Erzherzog Karl drei mit grosser Präzision angefertigte Pläne über die damals gebaute Kronschanze im Schaarenwald gefunden werden. Gegen „teure“ Schillinge liess sich von den Originalplänen je eine Farbkopie erwerben. Geschichtlich einmalige Dokumente, die weder in den Archiven in Schaffhausen, Frauenfeld noch in der Militärbibliothek in Bern bekannt waren.
In seiner beruflichen Funktion als Angehöriger des Festungswachtkorps der Schweizer Armee hatte Caprez mit dem thurgauischen Kantonsarchäologen und hervorragendem Geschichtskenner, Jost Bürgi, Kontakt. Dieser liess sich vom Forschergeist „Schaarenwald“ anstecken und wurde zum treuen Weggefährten. Zusammen wurden Ideen für das weiteres Vorgehen entwickelt. Dazu wurde die Gründung eines Trägervereins nötig.
Anlage und Vereinsleben
Im Kern besteht die Anlage heute aus einem beschilderten archäologischen Lehrpfad, der teilweise
rekonstruierten Kronschanze und einem Schauraum. Als militär-historische Ergänzung, obwohl in keinem direkten Zusammenhang stehend, wird der Infanteriebunker am Brückenkopf in die Führungen miteinbezogen.
Am 19. Mai 1994 wird der Trägerverein „RHEINKASTELL“ für die Befestigungsanlagen im Gebiete des Schaarens gegründet. Ein wichtiger Meilenstein für die Dokumentation vergangener Militärgeschichte aus dem 18. Jahrhundert. Als erster Präsident steuert Walter Sommer, Stadtpräsident von Diessenhofen, den Verein in die Zukunft. Unterstützt durch die Vorstandsmitglieder Reto Caprez aus Neuhausen, Urs Werz aus Diessenhofen, Jost Bürgi aus Nussbaumen, Roland Beck aus Solothurn und Fritz Brigger aus Schaffhausen.
1994 baut die Genie-Abteilung 46, aus der Grenzbrigade 6, einen informativ beschilderten archäologischen Lehrpfad über die Schanzenanlage.
1998 kauft der Trägerverein „RHEINKASTELL“ von der Schweizerischen Eidgenossenschaft die beiden Infanterie-Bunker "Schaarenwiese" und "Brückenkopf", sowie die beiden am Rheinufer liegenden Baracken.
2001 wechselt das Präsidium von Walter Sommer zu Walter Baumann aus Neuhausen am Rhf.,
der für den Weiterausbau und den Erhalt der Anlage sowie für Führungen viel Zeit aufwendet.
2001 wird der archäologische Lehrpfad mit einer Teilrekonstruktion der Südbastion wertvoll ergänzt und die Schanze im Gelände sichtbar gemacht. Ein Projekt, das ohne die Rekruten der Rettungs-Truppe aus Wangen an der Aare als Ausführende und weitere externe Sachverständige nicht hätte realisiert werden können.
2020 übernahm Walter Schnyder aus Unterschlatt das Präsidium
Der Vereinsvorstand und die Mitglieder arbeiten ehrenamtlich. Der Trägerverein für die Befestigungsanalagen im Gebiete des Schaarens finanziert sich vorwiegend über Mitgliederbeiträge, Erlöse aus Führungen und gelegentlichen Spenden. Der Aufwand für Unterhalt und Betrieb ist nicht unerheblich, sowohl arbeitsmässig als auch finanziell. Der Mitgliederbestand schwank um 60. Führungen und Vorträge werden gegen Voranmeldung angeboten.